agile Laufbahngestaltung

Der Weg zur EmployAgility

IBAW

Agile Laufbahngestaltung: in kleinen Schritten zum Ziel

Von Melk von Flüe | 30.10.2019
Die Transformation im Arbeitsmarkt stellt für Arbeitnehmende Chance und Gefahr dar. Mit einer agilen Laufbahngestaltung bereiten sie sich gezielt auf die Herausforderungen der Zukunft vor – in jedem Alter. Selbst kleine Schritte helfen, agil zu sein.

An ihr kommt heutzutage niemand mehr vorbei: die agile Laufbahngestaltung. Ausgelöst durch den technologischen Fortschritt wandelt sich der Arbeitsmarkt rasant, es entstehen laufend neue Geschäftsmodelle. Dies bedeutet, dass die Arbeitnehmenden ihr Berufsleben immer flexibler gestalten müssen, um beruflich relevant zu bleiben. Diese Fähigkeit und der Wille, sich laufend auf die neuen Gegebenheiten in der Arbeitswelt anzupassen, sind die Hauptmerkmale der agilen Laufbahngestaltung.

Flexibilität ist gefordert

Vertieft mit diesem Thema auseinandergesetzt hat sich Philippa Dengler, Geschäftsführerin der Conscha GmbH und Dozentin am IBAW. Für sie ist klar, dass die agile Laufbahngestaltung das Modell der Zukunft ist. Denn Denglers Untersuchungen zur Arbeitsmarktfähigkeit haben gezeigt, dass sich die Anforderungen am Arbeitsmarkt immer schneller verändern. Und vorauszusagen, in welche Richtung die Entwicklung gehe, sei praktisch unmöglich. Man müsse also wegkommen vom linearen Modell – man macht eine Grundausbildung und baut darauf auf – und die Laufbahn flexibler gestalten. «Dieses Modell ist heute nicht mehr tragbar. Die Arbeitnehmenden müssen sich darauf einstellen, dass sie in ihrer Laufbahn viele verschiedene Dinge machen werden.» Dies sei für viele Leute eine harte Botschaft, weil sie viel in ihre bisherige Karriere investiert haben.

Philippa-Dengler

Die Komfortzone als Risikobereich

Ohne eigene Bereitschaft, sich auf ein flexibleres Berufsleben einzulassen, ist eine agile Laufbahngestaltung nicht möglich. Es gibt aber Leute, die in der Komfortzone bleiben und hoffen, dass sie vom Wandel nicht betroffen sind. Andere haben Panik, dass ihr Job verschwinden könnte, tun aber nichts dagegen. Dieses Nichtstun und Hoffen stellt ein grosses Risiko dar, denn so laufen Arbeitnehmende Gefahr, den Anschluss an das Moderne zu verpassen. Schliesslich gibt es die Personen, die die Transformation als Chance sehen, offen für Neues sind und sich persönlich weiterentwickeln wollen. Sie haben die besten Voraussetzungen, denn die agile Laufbahngestaltung setzt Eigeninitiative und Lernbereitschaft voraus.

Die fünf Schlüsselbereiche

Philippa Dengler hat fünf Schlüsselbereiche der agilen Laufbahngestaltung ausgemacht. Von den Einstellungen und dem Verhalten in diesen Bereichen hängt ab, wie hoch die eigene Flexibilität in der Arbeitswelt ist:

  • Lebenslanges Lernen: Es fördert die Beschäftigungsfähigkeit.
  • Soziale und berufliche Netzwerke: Agile Menschen nutzen ihre Vernetzung bewusst.
  • Führung, Kollaboration und Wissensmanagement: Vorstellungen zu Hierarchie, Zusammenarbeit und universellem Know-how sind zu überdenken.
  • Gesundheit (geistige und körperliche Fitness): Die Energie ist so einzuteilen, dass Phasen der Leistung und der Erholung möglich sind.
  • Laufbahnentwicklung: Es muss ein Umdenken stattfinden, wie man den eigenen Karriereweg kontrollieren kann.

«Man muss nicht in jedem der fünf Bereiche zu 100 Prozent bereit sein. Bereits kleine Schritte haben positive Auswirkungen», sagt Philippa Dengler. Eine ehrliche Selbstreflexion zu den fünf Dimensionen kann das Bewusstsein für die agile Laufbahngestaltung schärfen und schon viel bewirken.

Lernfähig bis ins hohe Alter

Entgegen der oft gehörten Behauptung geht der Wandel nicht nur ältere Arbeitnehmende an. «Die agile Laufbahngestaltung betrifft alle», weiss Philippa Dengler. Man müsse Massnahmen ergreifen, bevor der eigene Job weg sei. Das können kleine Schritte sein: «Zum Beispiel kann man wieder lernen, wie man lernt. Oder seine Netzwerke auch ausserhalb der eigenen Firma aufbauen.» Hauptsache sei, dass man aus der eigenen Komfortzone herauskomme und Selbstverantwortung übernehme – auch ältere Berufsleute. Denn wie Studien belegen, ist die Fähigkeit zu Lernen auch im Alter noch vorhanden. Für eine berufliche Neuorientierung ist es also nie zu spät.

Soziale Normen verhindern Agilität

Agile Laufbahngestaltung ist nicht nur für Einzelpersonen ein Thema, sondern auch für Unternehmen. Indem sie ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der beruflichen Entwicklung unterstützen, können sie schneller auf Veränderungen reagieren und so der Konkurrenz einen Schritt voraus sein. «In vielen Unternehmen fehlt die Kultur zur agilen Laufbahngestaltung. Dabei wäre der Nutzen riesig», sagt Philippa Dengler. Der Schritt zur Employ Agility scheitert oft an den sozialen Normen. Das bekannte Gesellschaftsbild – Erstausbildung und Vollzeitarbeit im gleichen Job bis zur Rente – ist mehr und mehr veraltet. «Die Leute sind nicht offen genug, um sich von den sozialen Normen zu befreien. Sie bleiben lieber in der Komfortzone», bemängelt Dengler. «Dabei wissen Firmen, dass sie agil sein müssen, um konkurrenzfähig zu bleiben. Man muss schnell reagieren können und dies geht nur mit flexiblen und offenen Mitarbeitern.»

Agile Coach zeigt wie es geht

Wie Unternehmen zu Mitarbeitern mit hohen Veränderungskompetenzen kommen, weiss Philippa Dengler aus beruflicher Erfahrung. Ihre Firma Conscha GmbH ist auf agile Laufbahnberatung spezialisiert. Sie analysiert die Belegschaft unter anderem in Bezug auf deren Offenheit zur Agilität und Digitalkompetenz und erkennt so, wo Handlungsbedarf besteht. Die daraus abgeleiteten Massnahmen helfen dem Unternehmen, die eigenen Arbeitskräfte agiler und damit produktiver zu machen.

Ausserdem teilt Dengler ihr Know-how zur agilen Laufbahngestaltung mit den Studierenden des IBAW-Studiengangs «Agile Coach NDK HF». In ihrer Rolle als Dozentin bringt sie den Studierenden die fünf Schlüsselbereiche der Employ Agility näher. Die angehenden Agile Coaches wenden dieses Wissen dann in der Praxis an. Der Agile Coach vermittelt Unternehmen, wie sie agile Methoden einführen und nutzen können, um sich den veränderten Marktbedingungen laufend anzupassen. Ein zukunftsweisender Job, denn an agilen Arbeitsformen kommt heutzutage niemand mehr vorbei.

Autor
Melk von Flüe