Berufsbildungssystem Schweiz

Schweiz
Wissen

Einfach erklärt: Lehre, Höhere Berufsbildung & Co.

Von Doris Wüthrich | 05.10.2018
Die Redewendung «viele Wege führen nach Rom» beschreibt das Schweizer Berufsbildungssystem ideal. Denn kaum in einem anderen Land gibt es so viele verschiedene Wege, die zu denselben Zielen führen können. Deshalb ist das Schweizer Berufsbildungssystem eines der vielseitigsten weltweit. Dies fängt bereits in der Grundbildung an.

Die duale Ausbildung – Praxis und Schule

In der Schweiz absolvieren ca. 2/3 der Jugendlichen eine duale Ausbildung. Die sogenannte «Lehre» vermittelt die zur Ausübung eines Berufes notwendigen Fertigkeiten und Kenntnisse. Diese Ausbildung findet an drei Orten statt: Im Lehrbetrieb, in der Berufsfachschule und dem Zentrum für überbetriebliche Kurse. Sie erfolgt in einer zweijährigen Grundbildung mit eidgenössischem Berufsattest oder einer drei- oder vierjährigen Grundbildung mit eidgenössischem Fähigkeitszeugnis. Ausserdem besteht für leistungsstarke Lernende die Möglichkeit die Berufsmatura, welche den Zugang zu den Fachhochschulen ermöglicht, lehrbegleitend zu absolvieren.

Der rein schulische Ausbildungsweg

Nebst der beruflichen Grundbildung gibt es noch weitere Möglichkeiten. Wie z.B. den Besuch eines Gymnasiums oder einer Fachmittelschule. Schüler/innen, die eine gymnasiale Maturität erlangen, setzten in der Regel ihre Ausbildung an einer Universität fort, um einen Bachelor, Master, Doktorat oder andere Titel zu erlangen. Fachmittelschüler/innen erlangen nach dreijähriger Ausbildung einen Fachmittelschulausweis. Mit einer einjährigen Zusatzausbildung kann die Fachmaturität erworben werden, welche Voraussetzung ist für die direkte Zulassung an gewisse Höhere Fachschulen, Fachhochschulen und Pädagogische Hochschulen für die Ausbildung zur Lehrperson auf Primarstufe.

«Menschen können auch mit Umwegen und Zwischenstationen zu ihrem Traumberuf gelangen.» Doris Wüthrich

 

Bildungsgrafik Ausbildung und Weiterbildung IBAW Schweiz

Nach der Lehre ist alles offen

Nach der Berufslehre gibt es verschiedene Optionen sich weiterzubilden. Einerseits gibt es die Möglichkeit die Berufsmatura auch noch nach der Lehre zu absolvieren, um dann später an einer Fachhochschule zu studieren oder sogar mit der Passerelle an eine Universität zu gehen. Dann gibt es noch eine weitere Möglichkeit, nämlich die Höhere Berufsbildung. Mit der HBB vertiefen Berufsleute ihr Fachwissen und erlangen eine eidgenössisch anerkannte Qualifikation. Die HBB öffnet so den Weg in eine leitende Position. Es gibt drei verschiedene Abschlüsse die erlangt werden können:

  • Die Berufsprüfung BP (eidg. Fachausweis) ermöglicht Berufsleuten eine erste fachliche Vertiefung und Spezialisierung nach der beruflichen Grundbildung. Sie wird mit einem eidgenössischen Fachausweis abgeschlossen.
  • Die Höhere Fachprüfung HFP (eidg. Diplom) qualifiziert Berufsleute als Expertinnen und Experten in ihrer Branche oder für Leitungspositionen in Unternehmen. Sie wird mit einem eidgenössischen Diplom abgeschlossen. Die Voraussetzung ist in der Regel eine Berufsprüfung.
  • Die Höheren Fachschulen HF fördern Kompetenzen im Bereich der Fach- und Führungsverantwortung. Sie sind generalistischer und breiter ausgerichtet als die eidg. Prüfungen. Diese Ausbildung wird mit einem eidgenössisch anerkannten Diplom HF abgeschlossen.

Man lernt nie aus

Aufgrund von diesen Angeboten, ermöglicht man der Schweizer Bevölkerung stetige Weiterentwicklung und lebenslanges Lernen. Des Weiteren bietet man Chancengleichheit, indem Menschen auch mit Umwegen und Zwischenstationen zu ihrem Traumberuf gelangen können.

Autor
Doris Wüthrich
Leiterin Höhere Berufsbildung und Weiterbildung Kanton Luzern