Daten

Big-Data-Gefahren

IBAW

Nachlässigkeit an erster Stelle

Von Melk von Flüe | 27.05.2019
Über die Gefahren von Big Data sind sich viele Unternehmen nicht richtig bewusst. Doch im Umgang mit Daten drohen zahlreiche Stolpersteine. Gut ausgebildete Data Scientisten sind dagegen gewappnet.

Im Umgang mit Big Data lauern viele Gefahren, die schwerwiegende Auswirkungen haben können. Geraten sensible Daten in die falschen Hände, stehen Missbrauch und Manipulation Tür und Tor offen. Passieren bereits bei der Datenerhebung Fehler, sind die Resultate der Analyse nutzlos. Hinterfragen die Verantwortlichen die Analyseergebnisse nicht, leiten sie womöglich falsche Massnahmen ab. Oder verletzt eine Firma die Gesetze des Datenschutzes, kann eine hohe Busse ausgesprochen werden. Jedes dieser Fehlverhalten zieht schlimmstenfalls verheerende Folgen nach sich – für Unternehmen oder Privatpersonen. Doch eine Berufsgattung ist sich dieser Big-Data-Gefahren bewusst: die Data Scientisten. Sie oder er lernt in der Ausbildung den verantwortungsbewussten Umgang mit Datensätzen und ist auf die Gefahren sensibilisiert.

Die grössten Big-Data-Risiken

Geht im Datenbereich etwas schief, ist häufig der Mensch die Ursache. Vielfach ist er sich seiner Verantwortung, die er im Umgang mit Big Data hat, nicht im Klaren. «Nachlässigkeit im Umgang mit Daten und fehlendes Bewusstsein für Security sind die grössten Gefahren», sagt Hansruedi Brunner, Dozent im Studiengang «Data Scientist NDK HF» am IBAW und Consultant bei der SmartIT Services AG. Er beschäftigt sich tagtäglich mit Datenschutz und Datensicherheit und kennt die Gefahren von Big Data ganz genau. Mangelhaft ausgebildete Berufsleute zählt er ebenfalls zu den Risikofaktoren. In seiner Rolle als IBAW-Dozent wirkt er diesem Risiko aktiv entgegen.

Hansruedi Brunner

 

 

Leichtsinniges Verhalten

Mit der zunehmenden Digitalisierung steigt die gesammelte Datenmenge an. Daraus lässt sich immer besser voraussagen, wie der Mensch sich in Zukunft verhalten wird. Da es sich häufig um sensible Daten handelt, sollten diese nicht in die falschen Hände geraten. Hansruedi Brunner hat aber festgestellt, dass Personen, die mit Daten zu tun haben, oft leichtsinnig vorgehen. «Daten beispielsweise in einer Cloud zugänglich zu machen, vereinfacht zwar diesen Prozess. Aber sie sind dann auch einfacher für Unberechtigte einsehbar.» Er habe auch schon sensible Daten auf einem Google Drive entdeckt. Personen, die mit solchem Datenmaterial arbeiten, müssen sich ihrer Verantwortung bewusst sein. Leichtsinnigkeit ist absolut fehl am Platz.

Big Data und Datenschutz

Immerhin in einer Hinsicht sind Fortschritte erkennbar: Das Bewusstsein für den Datenschutz ist seit 2018 gestiegen – wenn auch vielfach erzwungenermassen. Seit gut einem Jahr ist die europäische Datenschutzverordnung DSGVO in Kraft. Das Thema Datenschutz habe dadurch an Brisanz gewonnen, weiss Hansruedi Brunner: «Vorher wurden die Datenschutz-Regeln zum Teil ignoriert, weil die Strafen viel zu locker waren.» Nun müssen Unternehmen auf technischer und organisatorischer Ebene strengere Regeln einhalten. Und wer den Datenschutz vernachlässigt, droht mit hohen Bussen bestraft zu werden.

Diese Massnahmen helfen

Um die potenziellen Gefahren von Big Data im Griff zu haben, gibt es simple, aber enorm wichtige Massnahmen. Ein sorgfältiger Umgang mit Daten ist dabei das erste Gebot. «Sachverstand und Organisation sind gefragt», sagt Hansruedi Brunner. Unternehmen müssen stets die Kontrolle haben, wer Zugang zu Daten hat. Die Zugriffsrechte sind zu beschränken und das Zugangsprozedere sicher zu gestalten. Zur Sicherheit tragen Daten-Verschlüsselungen bei, denn so sind sie für Aussenstehende nutzlos. Das Erstellen von Daten-Backups garantiert, dass sie wiederhergestellt werden können, falls technische Probleme auftreten sollten. Dieser vielfältige Massnahmen-Mix aus Technik und Organisation hilft, die Datensicherheit hochzuhalten.

Sind die Daten plausibel?

Nicht nur im Bereich der Sicherheit sind Big-Data-Risiken anzutreffen. Im Analyseprozess lauern ebenfalls Gefahren. So muss die Validität der Daten gewährleistet sein. «Man muss sicherstellen, dass Daten die Realität abbilden», mahnt Hansruedi Brunner. «Deshalb sind sie einer Plausibilitätsprüfung zu unterziehen.» Fehlerhafte Datensätze sind nämlich nutzlos. Bemerkt ein Unternehmen dies nicht, besteht das Risiko, dass man falsche unternehmerische Entscheide fällt. Datenquellen gilt es also stets zu überprüfen. Schliesslich bedarf es einer detaillierten Kontrolle der Analyseergebnisse: Blindes Vertrauen in Resultate hat hohes Gefahrenpotenzial. Bei der Interpretation ist gesunder Menschenverstand nötig, ein Hinterfragen der Ergebnisse essenziell.

Validität-Daten-IBAW

Data Scientist kennt Big-Data-Risiken

So zahlreich die Big-Data-Gefahren sind, so wirksam ist eine gezielte und fundierte Ausbildung zum Umgang mit Daten. Der IBAW-Studiengang «Data Scientist NDK HF» bereitet die Studierenden umfangreich auf die Arbeit mit Daten vor und schärft ihren Sinn für mögliche Stolpersteine. «Data Scientisten werden auf Risiken sensibilisiert und bekommen ein breites und fundiertes Wissen vermittelt», weiss Hansruedi Brunner. Als IBAW-Dozent gibt er den angehenden Data Scientisten sein fachliches Know-how zum Datenschutz und der Datensicherheit weiter. Nach der Ausbildung ist bei ihnen das Rüstzeug vorhanden, um an verschiedenen Projekten im Big-Data-Business zu arbeiten – immer mit den potenziellen Gefahren von Big Data im Hinterkopf.

Autor
Melk von Flüe