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Künstliche Intelligenz in der Arbeitswelt – Interview mit Roger Basler de Roca

«Denken ist krasser als ChatGPT»

Die Arbeitswelt steht vor einem Paradigmenwechsel, der durch die rasant fortschreitende Entwicklung von künstlicher Intelligenz angetrieben wird. Wie sich das auf einzelne Berufsbilder auswirkt, welche Kompetenzen in der Arbeitswelt von morgen unverzichtbar sind und weshalb die Fähigkeit zum lebenslangen Lernen entscheidend ist, erklärt Roger Basler de Roca, Dozent und Agenturinhaber.

Von IBAW | 25.09.2023

Roger Basler de Roca

Roger, welche Berufe sind besonders stark von KI betroffen?

Betroffen sind wohl alle Berufe mit repetitiven Aufgaben, von Kreation über Administration bis hin zu Recht und Datenanalyse. Wo viele manuelle Schritte benötigt werden oder die Zielgruppe zu wenig affin ist, da bleibt es noch ruhig. Dafür entstehen neue Berufe wie Faktenchecker*in, Data-Cleaner*in oder KI-Governance-Verantwortliche.

Braucht es noch Programmierer*innen, Texter*innen oder Grafiker*innen?

Ja, sie alle werden weiterhin benötigt, da diese Berufe wichtige Rollen in der digitalen und kreativen Industrie spielen. Allerdings ändern sich die Anforderungen und Technologien. Daher ist es für aktuelle Stelleninhaber*innen wichtig, sich auf Veränderungen vorzubereiten und ihre Fähigkeiten und Kenntnisse auf dem neuesten Stand zu halten.

Welche Kompetenzen müssen sich die aktuellen Programmierer*innen aneignen, um Schritt zu halten?

Für sie ist es entscheidend, sich kontinuierlich fortzubilden. Sie sollten stets auf dem neuesten Stand über Programmiersprachen, Frameworks und Technologietrends bleiben, indem sie an Kursen und Schulungen teilnehmen. Zudem sollten sie ihr Verständnis für Algorithmen und Datenstrukturen vertiefen, insbesondere in den Bereichen Künstliche Intelligenz, Maschinelles Lernen und Big Data. Soft Skills wie Kommunikations- und Teamfähigkeiten sind ebenfalls wichtig, da die Zusammenarbeit in multidisziplinären Teams oft erforderlich ist.

Wie sieht es bei den Texter*innen aus?

Texter*innen sollten ihre Schreibfähigkeiten für verschiedene Medien diversifizieren, einschliesslich Online-Plattformen, sozialer Medien und SEO. Ein Verständnis für Content-Marketing, Content-Strategien und Marketingkonzepte ist unerlässlich, um effektive und zielgruppengerechte Inhalte zu erstellen. Darüber hinaus sollten Texter*innen Medientrends verfolgen und über aktuelle Themen und Schreibstile informiert bleiben.

Und was rätst du Grafiker*innen?

Grafiker*innen wiederum sollten sich in digitalen Designwerkzeugen auskennen und die neueste Designsoftware und aktuellsten Designtools beherrschen, um ihre Fähigkeiten zu erweitern. Kreativität und Experimentierfreudigkeit sind ebenfalls von grosser Bedeutung, um innovative Designlösungen zu entwickeln. Ein Verständnis der Grundlagen des UX-Designs ist insbesondere bei der Gestaltung von Websites und Apps entscheidend.

Unabhängig vom Berufsfeld ist die Fähigkeit zur lebenslangen Weiterbildung zentral. Online-Kurse, Schulungen und Weiterbildungen sind hervorragende Möglichkeiten, um mit den Entwicklungen der jeweiligen Branche Schritt zu halten. Flexibilität und Anpassungsfähigkeit sind entscheidend, wenn man in der sich schnell wandelnden Arbeitswelt erfolgreich bleiben will.

Welches sind die grössten Chancen von KI in der Arbeitswelt?

Zu den Chancen zählen die Automatisierung von Routineaufgaben, was die Effizienz steigert und menschliche Arbeitskraft für anspruchsvollere Tätigkeiten freisetzt. Ebenso kann KI umfangreiche Daten analysieren und eine fundierte Entscheidungsfindung unterstützen. In Bereichen wie Kundenbetreuung und Marketing ermöglicht KI die Schaffung personalisierter Erlebnisse und Empfehlungen, was die Kundenzufriedenheit erhöht. Zudem trägt sie in bestimmten Sektoren wie Medizin oder Fertigung zur Fehlerreduktion und zur Verbesserung der Genauigkeit bei. Nicht zuletzt kann KI die menschliche Arbeitskraft ergänzen, indem sie repetitive Aufgaben übernimmt und bei komplexeren Aufgaben unterstützt.

Und welches sind die Herausforderungen?

Es gibt tatsächlich auch Herausforderungen zu bewältigen. Zu den zentralen Problemen zählt der potenzielle Verlust von Arbeitsplätzen, insbesondere in Branchen, die einfache, repetitive Tätigkeiten umfassen. Der Einsatz von KI erfordert ausserdem strikte Massnahmen zum Schutz der Privatsphäre und die Gewährleistung ethischer Standards, da KI-Systeme auf umfangreichen Mengen sensibler Daten basieren können. Zudem besteht die Gefahr von Kompetenzlücken, da nicht jede und jeder über die erforderlichen Fähigkeiten verfügt, KI-Systeme zu entwickeln oder effektiv damit zu arbeiten. Eine zu starke Abhängigkeit von KI-Systemen kann zu Risiken führen, wenn diese ausfallen oder fehlerhaft sind. Schliesslich können KI-Systeme Vorurteile und Ungerechtigkeiten reproduzieren, wenn sie mit nicht neutralen Daten trainiert werden oder (noch) unzureichend entwickelt sind.

Braucht es noch Weiterbildungen, wo doch alle Inhalte auch online verfügbar sind?

Auf jeden Fall. Mir fallen zahlreiche Argumente ein, weshalb Weiterbildungen nach wie vor wichtig und notwendig sind – selbst in einer Ära, in der online verfügbare Inhalte leicht zugänglich sind:

  • Sie bieten strukturierte Lehrpläne und Kursinhalte, die sorgfältig entwickelt wurden, um spezifische Fähigkeiten oder Wissensbereiche zu vermitteln. Dies ermöglicht ein gezieltes und sequenzielles Lernen, während online verfügbare Inhalte oft fragmentierter sind.
  • Sie bieten die Möglichkeit zur Interaktion mit Dozent*innen. Dies ermöglicht es den Lernenden, Fragen zu stellen, Klarstellungen sowie direktes Feedback zu erhalten. Online verfügbare Inhalte bieten in der Regel keine interaktive Unterstützung.
  • Einige Weiterbildungen beinhalten praktische Übungen, Projekte oder Praktika, die es den Lernenden ermöglichen, das Gelernte in der Praxis anzuwenden. Solche praktischen Erfahrungen sind in vielen Berufen entscheidend.
  • Sie führen zu anerkannten Zertifikaten oder Abschlüssen, die bei der Jobsuche oder beruflichen Entwicklung unabdingbar sind.
  • Sie eröffnen die Möglichkeit, Kontakte zu Gleichgesinnten und Expert*innen in der Branche zu knüpfen. Diese Netzwerke können sich für die Zukunft als hilfreich erweisen.
  • Sie sichern die Aktualität und Qualität des Lehrmaterials, wenn sie von Bildungseinrichtungen oder Unternehmen mit Expertise in bestimmten Bereichen angeboten werden.
  • Sie motivieren, da sie Verbindlichkeit und Struktur bieten, die bei selbstgesteuertem Online-Lernen fehlen kann.

Obwohl online verfügbare Inhalte viele Informationen bieten, sind Weiterbildungen oft effektiver, um spezifische Fähigkeiten zu erlernen, praktische Erfahrungen zu sammeln und berufliche Möglichkeiten zu erweitern. Die Wahl zwischen Weiterbildungen und online verfügbaren Inhalten hängt jedoch von den individuellen Lernzielen und den verfügbaren Ressourcen ab. In vielen Fällen kann eine Kombination aus beidem die beste Herangehensweise sein.

Welche KI-Technologien haben den grössten Einfluss auf die Arbeitswelt?

Vermutlich ganz einfache Technologien, wie die von ChatPDF, bei denen PDFs durchsucht und zusammengefasst werden können. Oder andere intelligente (KI-)orientierte Automationen von Schnittstellen. Belege absegnen oder Meetings transkribieren – das kann alles automatisiert werden.

Was lernen Studierende in deinen KI-Seminaren?

Sie lernen die Verbindungen hinter den KI-Tools verstehen: Was ist KI, was nicht und wie kann ich es konkret anwenden? Wir testen viel und probieren aus. Nur so verliert man die Angst und schafft den Zugang. Ich will in meinen Seminaren immer befähigen, begeistern und begleiten.

Diese Tools sind ein Must

  • Grafiker*innen: Adobe Firefly
  • Programmierer*innen: Github CoPilot
  • HR-Fachleute: LinkedIn Recruiter
  • Digital Marketing Manager*innen: Writesonic
  • Web-Entwickler*innen: Phind.com

Neugierig?

Hier geht’s zum eintägigen Seminar mit Experte Roger Basler de Roca: Künstliche Intelligenz im Arbeitsalltag.

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Über den Experten

Roger Basler de Roca
Dozent «Künstliche Intelligenz im Arbeitsalltag» beim IBAW

Roger L. Basler de Roca ist Betriebsökonom FH und Digitalunternehmer. Zu seinen Spezialgebieten gehört der Aufbau von digitalen Geschäftsmodellen und Wachstumsmodellen im Digital Marketing mit Analytics. Er doziert an diversen Instituten und hat zahlreiche Fachbücher und Artikel in Deutsch und Englisch zu den oben genannten Themen veröffentlicht. Er ist überzeugt: «Denken ist krasser als ChatGPT».

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